Sonntag, 6. August 2006
Verrückte Zahlen
In Zeiten, in denen die Steuern pausenlos erhöht werden und sich die Politiker immer neue Sachen ausdenken, auf die man Steuern erheben kann - ich warte auf den Tag, an dem Mautgebühren für das Überqueren von Ampeln und Zebrastreifen erhoben werden - gibt es immer noch eine Hoffnung, an die man sich klammern kann: Lotto.

Meine Oma spielt seit Ewigkeiten Lotto und von ihr habe ich auch zum ersten Mal von diesem Glücksspiel gehört. Da ich zu jung war, um das Prinzip zu kapieren, dachte ich, dass 600 richtige Zahlen zu tippen sicher schwer wäre, aber 6 Richtige hielt ich für einen Klacks und habe darauf gewartet, dass wir endlich Millionäre werden (und ich meinen eigenen Spielzeugladen bekomme). Hey, ich habe nie behauptet, ich wäre ein intelligentes Kind gewesen!

Mittlerweile ist auch meine Mutter dem Lottofieber verfallen und zu ihrem Glück (und meinem Leid), muss man längst nicht mehr zum nächsten Kiosk oder Schreibwarenladen pilgern, sondern kann ganz bequem von zu Hause aus im Internet Lotto spielen. Da meine Mutter aber vom Internet soviel versteht, wie ich vom Synchronschwimmen, bleibt es an mir hängen, jedes Wochenende die Online-Tippscheine auszufüllen. Das heißt, dass ich jeden Samstag, egal ob es regnet oder schneit, ob ich mich fit wie ein Fisch im Wasser oder fertig wie ein Frosch im Mixer fühle, den Satz zu hören bekomme: "Du musst noch Lotto spielen!"

Meine Mutter hat natürlich auch ihre ganz eigene Gewinnstrategie: Verrückte Zahlen. Was sind verrückte Zahlen? Was fragt ihr mich! Ich versuche meiner Mutter seit Jahren zu erklären, dass jede Zahlenkombination gleich wahrscheinlich ist und sich die Kugel mit der 2 drauf sicher nicht denkt: "Oh, ich bin die 2 und gerade wurde die 1 gezogen, wäre es nicht totaaaaaal verrückt, wenn ich mich jetzt ziehen lasse? Da kommt kein Mensch drauf!" Inzwischen habe ich es aufgegeben, meiner Mutter was von Wahrscheinlichkeitsrechnung vor zu blubbern und verdrehe, wenn sie wieder mit ihren verrückten Zahlen anfängt, nur die Augen oder bedenke sie mit einem "Ich muss adoptiert sein"-Blick.

Neben dem Tippen der Zahlen gehört natürlich auch das "Was wäre wenn"-Spiel zum Lotto dazu. Was wäre wenn wir tatsächlich Millionen im Lotto gewinnen würden? Meine Mutter überlegt dabei stets, was man sich alles kaufen könnte und wie man es gleichzeitig schafft, seinen Gewinn vor aller Welt zu verheimlichen. Klar, so ein Geldsegen weckt schnell Neid und Begehrlichkeiten und führt im besten Fall zum unerwarteten Auftauchen bislang unbekannter Verwandter, denen plötzlich einfällt, wie sehr sie uns mögen, und im schlimmsten Fall zu Entführung und Erpressung. Sollte nicht so sein, ist aber so! Doch kann man einen Jackpot-Gewinn wirklich verheimlichen? Man muss schon sehr kreativ sein:

- "Nein, die Luxusjacht in unserer Einfahrt gehört nicht uns, die muss beim letzten Tsunami hergespült worden sein!"

- "Noch nie was von ABM gehört?! Der Butler, die Köchin, der Gärtner und der Chauffeur arbeiten alle nur auf 1-Euro-Basis!"

- "Oh mein Gott, ein Anbau an unserem Haus, wer war das denn?"

- " Fragt nicht so blöd, sonst hetze ich euch meine Bodyguards auf den Hals!"

Da heute Sonntag ist, habe ich natürlich auch gestern wieder im Auftrag meiner Mutter Lotto gespielt. Es waren natürlich absolut verrückte Zahlen und wenn wir den Jackpot geknackt haben, erfahrt ihr es als erste.

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Freitag, 4. August 2006
Die Elektrische Fliegenklaschte - auch bei Männern sehr wirksam!
In den letzten Jahrzehnten wurden eine Reihe von Erfindungen gemacht, die uns das Leben erleichtern und verschönern, wie das Auto, das Telefon, das Internet, das Fernsehen, das Fernsehen und vor allem das Fernsehen. Eine weitere interessante Erfindung, die einem inzwischen für wenig Geld überall hinterher geschmissen wird, ist die Elektrische Fliegenklatsche.



Ob der Mensch, der sich dieses Gerät ausgedacht hat, nun ein wirtschaftliches Genie oder ein sadistischer Tierquäler ist, sei dahingestellt, aber wir besitzen mittlerweile drei von diesen "Schockern", wie ich sie nenne.

Als meine Mutter die Teile mitgebracht hat, widmeten wir ihnen ein paar Minuten unserer kostbaren Zeit und unseres Interesses. Nach dem erfolgreichen Einlegen der Batterien (von wegen "Frauen und Technik!") zeigten wir gleich Respekt und kamen dem Netz, durch welches der Strom fließt, nicht zu Nahe. So sind wir Frauen eben: vorsichtig, intelligent und nicht bereit, sich mit Insekten auf eine Stufe zu stellen, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Wie immer war es an mir, das Ding auszuprobieren, doch die 2 Millionen Bienen, die 4 Millionen Hummeln und die 6 Millionen Fliegen, die normalerweise ein Festival des Summens und Stechens rund um unser Haus veranstalten, sind natürlich gerade an diesem Tag im Bett geblieben. Also musste eine Spinne dran glauben, die nach kurzem Kontakt mit meinem neuen Spielzeug zu glühen anfing. Eine grausame Hinrichtung für ein Tier, dessen einziges Vebrechen es ist, potthässlich zu sein. Das war mir doch eine Spur zu fies und ich beendete die Jagd. Die Elekto-Fliegenklatsche landete erstmal auf dem Küchentisch.

Ein paar Minuten später kam mein jüngerer Bruder von der Arbeit nach Hause, spazierte auf der Suche nach was Essbarem in die Küche und schleuderte gleich darauf ein lautes "Aua!" durch das Haus. So sind die Männer eben: leichtsinnig, dumm und jederzeit bereit, sich mit Insekten auf eine Stufe zu stellen, ob es nun sein muss oder nicht*g*.

Ein paar Stunden später kam mein Vater nach Hause, ging in die Küche und ... "Aua!" Ein sehr interessantes Experiment, nur schade, dass mein großer Bruder nicht mehr zu Hause wohnt...

Nachdem ich den für meinen Geschmack etwas zu explosiven Tod der Spinne verkraftet hatte, entdeckte ich doch noch die Qualitäten des "Schockers", denn ich habe einfach einen Bammel vor Bienen, die mich umkreisen, sich in meinen Eistee stürzen und Kamikaze gegen meine Brille fliegen. Auch heute wieder hat eine Biene ihren größten und letzten Fehler begangen, mich in meinem eigenen Zimmer zu attackieren. Wenigstens starb sie mit einem Knall.

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Donnerstag, 3. August 2006
Ein Korb voller (ekliger) Erinnerungen
In meinem Zimmer, von meiner Familie liebevoll "Der Saustall" genannt (wen meinen die mit "Sau"?), befindet sich ein Korb voller Zeitschriften, die ich früher mal abonniert hatte. An sich ist das nichts besonderes, nur habe ich diesen Korb jahrelang mit konsequenter Nichtachtung gestraft und von einer Ecke in die nächste geschoben, bis der ungewöhnliche Tag kam, an dem ich den Korb plötzlich für andere Zwecke benötigte. Niemand hat erwartet, dass dieser Tag einmal kommen würde, ich nicht, der Korb nicht und die darin ansässige Kakerlakenfamilie schon gar nicht.

Wie dem auch sei, hatte ich es eilig und habe den Korb einfach ausgekippt. Nachdem sich die Staubwolke verzogen hatte (Gott, ich hoffe es war nur Staub!) stieß ich zwischen den ganzen alten Zeitschriften auf unerwartete Schätze aus der Vergangenheit.

In den 1970er Jahren, als meine Eltern gerade feststellten, dass sie sich irgendwie ganz nett finden, kamen die sogenannten Sponti-Sprüche auf, die subversiv, provokativ, aufklärerisch und respektlos sein sollten. In den 1980er Jahren waren diese Sprüche ein Hit und im Jahr 1983, dem Jahr meiner Geburt, entstand ein Büchlein mit dem Titel "Sponti-Sprüche No. 3". 23 Jahre später schüttete ich meinen alten Korb aus und fand zu meiner Überraschung eben dieses Büchlein, das irgendwann zwischen 1983 und 2006 in meinen Besitz gelangt sein muss. Aus diesem Büchlein lerne ich jetzt so Weisheiten wie "Bullen sind wie Schnittlauch: Außen grün, innen hohl, und sie treten meistens gebündelt auf." Mein Vater ist übrigens Polizist.

Weiter gehts mit der Schatzsuche: plötzlich entdeckte ich ein 50 Pfennig Stück. Die jüngeren werden sich erinnern, dass wir vor der Einführung des Euro die Währung DM hatten. Ich muss gestehen, dass mich Nostalgie überkam, denn ich hatte seit Ewigkeiten kein 50 Pfennig Stück mehr gesehen. Gleich darauf wurde ich allerdings angesichts meiner chronischen Geldknappheit sehr ärgerlich darüber, dass ich diese 50 Pfennig damals nicht umgetauscht habe, denn jetzt ist es dafür wohl zu spät.

Als nächstes erblickte ich den Deckel einer Colaflasche und konnte mich davon überzeugen, dass sich die Deckel der Colaflaschen in den letzten ca. 10 Jahren nicht großartig verändert haben. Schön, wenn es noch Konstanz im Leben gibt.

Schließlich entdeckte ich unter den Schätzen das Zeugnis eines dunklen Kapitels meiner Jugend: ein kleines Plastikdöschen mit Gummi-Ringen für die Zahnspange. Ja, ich erinnere mich an dieses metallene Foltergerät, dass man mir damals verpasst hatte, um etwas zu retten, was nicht zu retten war. Wie sind diese Gummi-Ringe in den Korb gelangt? Hätten sie nicht eigentlich irgendwann in meinem Mund landen sollen?

Die weiteren Entdeckungen lassen sich unter dem Oberbegriff "Müll" zusammenfassen, u.a. eine ca. 10 Jahre alte Erdnuss, die man heute als Wurfgeschoss benutzen kann.

Interessant..., aber immer noch kein Grund, mein Zimmer als "Saustall" zu bezeichnen!

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