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Samstag, 23. September 2006
Immer die gleiche Sch***ule
mih2, 14:22h
Im Moment werde ich sehr häufig an meine Schulzeit erinnert. Das kleine Mädchen von nebenan wurde gerade eingeschult - mit 5 Jahren!!! Nun wird in meinem Bekanntenkreis viel über das Thema Schulfähigkeit und ab wann eben diese erreicht ist, diskutiert. Da bin ich leider ein erschreckend interessantes Beispiel.
Ich war bereits 7 Jahre alt, als ich eingeschult wurde, aber wirklich schulfähig war ich nicht. Ich konnte meine Schuhe noch nicht allein zubinden, die Uhr nicht lesen und überhaupt war mir das ganze Konzept Schule von Beginn an suspekt und verhasst. Ich erinnere mich z.B. daran, dass wir eine Packung mit kleinen Bausteinchen bekommen haben, mit denen wir das Rechnen lernen sollten. Jedesmal, wenn wir die kleinen Steinchen auspacken und damit rechnen sollten, habe ich Blut und Wasser geschwitzt, denn ich habe es geschafft, schon nach einer Woche fast alle diese Steinchen zu verbummeln, traute mich aber nicht, dies zu melden. Ich muss sagen, dass es ziemlich witzlos war, vier rote Steinchen plus drei rote Steinchen zu spielen, wenn man nur noch zwei rote Steinchen hatte.
Es schien für viele klar, dass ich kaum länger als 9 Jahre zur Schule gehen würde, höchstens 10, und dann mit Glück eine Lehrstelle finde und nebenbei mit mittelprächtigem Erfolg die Berufsschulbank drücke. Ääääääää, falsch, setzen, sechs! Auf der Orientierungsstufe geschah etwas Merkwürdiges. Plötzlich gab es nicht mehr nur Sternchen und Smilies und Wörtchen wie "sehr gut", "gut", "nicht ganz so gut" und "macht nix, wenigstens hast du deinen Namen richtig geschrieben", sondern knallharte Zahlen wie 1, 2, 3, oder in meinem Fall 4, 5, 6. Reality bites!
Das Prinzip der nackten Noten veränderte alles. Während meine Freunde alle ihre netten 3en bekamen, wurde ich mit 4en, 5en oder schlimmeres in die Muppetshow geschickt. Daraufhin fing ich an etwas zu tun, was mir vorher nie in den Sinn gekommen wäre: statt nach der Schule einfach den Ranzen in die Ecke zu pfeffern und ihn erst am nächsten Morgen wieder heraus zu kramen, fing ich an, auch jenseits des Mittagessens mal in die Schulbücher zu schauen. So schrieben meine Freunde weiter ihre 3en - und ich wurde plötzlich mit 1en und 2en in neue Regionen katapultiert. Das war eigentlich nicht das, was ich beabsichtigt hatte, aber nun sahen mich meine Lehrer, meine Freunde und die Eltern meiner Freunde mit ganz anderen Augen. Meine eigenen Eltern waren weniger überrascht, eben weil sie meine Eltern sind und die komische Angewohnheit haben, ihre Kinder für etwas Besonderes zu halten.
An eines erinnere ich mich besonders gut: als ich noch in der Muppetshow war und nur schlechte Noten schrieb, lief es bei Besuchen im Haus meiner Freunde oft so ab, dass die Eltern ihre Kinder fragten, was diese denn im letzten Diktat oder im Biologietest geschrieben hätten und die Kinder verkündeten ihre ordentlichen 3en. Daraufhin fragten die Eltern meiner Freunde mich rücksichtsvoll, was ich denn geschrieben hätte und ich verkündete meine beschissenen 4en und 5en (oder schlimmeres). Damit waren alle zufrieden (außer mir), bis der Tag kam, an dem meine Freunde ihren Eltern ihre ordentlichen 3en verkündeten und ich diesen auf Nachfrage meine guten 2en oder sehr guten 1en bekanntgab. Plötzlich hörten die Eltern meiner Freunde auf mich zu fragen. Da ich aber nun einmal in der Pupertät und leicht reizbar war, drehte ich den Spieß einfach um und fragte meine Freunde in der Gegenwart ihrer Eltern nach ihren Noten (obwohl ich diese natürlich bereits wußte), um dann meine Noten zu verkünden. Klar, heute weiß ich, dass das nicht die feine englische Art war und ich bin auch alles andere als stolz darauf, aber ich war 12, ich war zum ersten Mal in meinem Leben gut in etwas und ich hatte mit dem "Sag mir deine Noten"-Spielchen ja nicht angefangen.
Das zweite Halbjahr der 5. Klasse und das erste Halbjahr der 6. Klasse liefen also ziemlich gut für mich, doch dann begannen die Diskussionen: Hauptschule, Realschule oder Gymnasium. Diese Klassifizierung und die Aussicht, dass unser Klassenverbund gnadenlos gesprengt wird und wir alle auf drei verschiedene Schulformen in drei verschiedenen Ortschaften (so ist das auf dem Land) aufgeteilt werden, gefiel mir nicht und ich sank notentechnisch wieder etwas ab. So schrammte ich knapp an der Gymnasialempfehlung vorbei und kam auf die Realschule. Das erwies sich als Glücksfall für mich, denn die Realschule war im selben Ort und im selben Gebäude wie die Orientierungsstufe und es veränderte sich nicht ganz soviel, was perfekt für mich war. Meine Noten wurden wieder ziemlich gut und so beschloss die Allgemeinheit, dass ich nach der 10. Klasse aufs Gymnasium gehen sollte. So wirklich meine Idee war das nicht, aber meine Lehrer, meine Eltern, der Hausmeister, die Putzfrauen, der Brötchenlieferant, der Busfahrer und die Schülerlotsen hielten dies für selbstverständlich. So kam es dann auch und das Kind, dass sich in der Grundschule noch von seinen Klassenkameraden hatte die Schuhe zubinden lassen, machte sein Abitur mit einem Durchschnitt von 2, geht euch nix an. Es ist zwar ein bißchen spitzfindig dies zu erwähnen und ich bitte um Verzeihung dafür, aber meine Freunde, auf die ich in den ersten Jahren meiner unerwartet langen Schulkarriere angewiesen war, um meine Schuhe gebunden zu bekommen und die Uhrzeit zu erfahren, machten allesamt (nur) den Hauptschulabschluss. Na ja, während der drei Jahre auf dem Gymnasium entdeckte ich meine Liebe zur Germanistik und zur Geschichte und nahm mein Studium in eben jenen Fächern auf.
Ja, so war das. Ganz nebenbei habe ich auch noch zwei - bis dreimal die Welt gerettet, ein Mittel gegen Akne entwickelt und den Pilotenschein gemacht, aber davon erzähle ich ein anderes mal.
Ich war bereits 7 Jahre alt, als ich eingeschult wurde, aber wirklich schulfähig war ich nicht. Ich konnte meine Schuhe noch nicht allein zubinden, die Uhr nicht lesen und überhaupt war mir das ganze Konzept Schule von Beginn an suspekt und verhasst. Ich erinnere mich z.B. daran, dass wir eine Packung mit kleinen Bausteinchen bekommen haben, mit denen wir das Rechnen lernen sollten. Jedesmal, wenn wir die kleinen Steinchen auspacken und damit rechnen sollten, habe ich Blut und Wasser geschwitzt, denn ich habe es geschafft, schon nach einer Woche fast alle diese Steinchen zu verbummeln, traute mich aber nicht, dies zu melden. Ich muss sagen, dass es ziemlich witzlos war, vier rote Steinchen plus drei rote Steinchen zu spielen, wenn man nur noch zwei rote Steinchen hatte.
Es schien für viele klar, dass ich kaum länger als 9 Jahre zur Schule gehen würde, höchstens 10, und dann mit Glück eine Lehrstelle finde und nebenbei mit mittelprächtigem Erfolg die Berufsschulbank drücke. Ääääääää, falsch, setzen, sechs! Auf der Orientierungsstufe geschah etwas Merkwürdiges. Plötzlich gab es nicht mehr nur Sternchen und Smilies und Wörtchen wie "sehr gut", "gut", "nicht ganz so gut" und "macht nix, wenigstens hast du deinen Namen richtig geschrieben", sondern knallharte Zahlen wie 1, 2, 3, oder in meinem Fall 4, 5, 6. Reality bites!
Das Prinzip der nackten Noten veränderte alles. Während meine Freunde alle ihre netten 3en bekamen, wurde ich mit 4en, 5en oder schlimmeres in die Muppetshow geschickt. Daraufhin fing ich an etwas zu tun, was mir vorher nie in den Sinn gekommen wäre: statt nach der Schule einfach den Ranzen in die Ecke zu pfeffern und ihn erst am nächsten Morgen wieder heraus zu kramen, fing ich an, auch jenseits des Mittagessens mal in die Schulbücher zu schauen. So schrieben meine Freunde weiter ihre 3en - und ich wurde plötzlich mit 1en und 2en in neue Regionen katapultiert. Das war eigentlich nicht das, was ich beabsichtigt hatte, aber nun sahen mich meine Lehrer, meine Freunde und die Eltern meiner Freunde mit ganz anderen Augen. Meine eigenen Eltern waren weniger überrascht, eben weil sie meine Eltern sind und die komische Angewohnheit haben, ihre Kinder für etwas Besonderes zu halten.
An eines erinnere ich mich besonders gut: als ich noch in der Muppetshow war und nur schlechte Noten schrieb, lief es bei Besuchen im Haus meiner Freunde oft so ab, dass die Eltern ihre Kinder fragten, was diese denn im letzten Diktat oder im Biologietest geschrieben hätten und die Kinder verkündeten ihre ordentlichen 3en. Daraufhin fragten die Eltern meiner Freunde mich rücksichtsvoll, was ich denn geschrieben hätte und ich verkündete meine beschissenen 4en und 5en (oder schlimmeres). Damit waren alle zufrieden (außer mir), bis der Tag kam, an dem meine Freunde ihren Eltern ihre ordentlichen 3en verkündeten und ich diesen auf Nachfrage meine guten 2en oder sehr guten 1en bekanntgab. Plötzlich hörten die Eltern meiner Freunde auf mich zu fragen. Da ich aber nun einmal in der Pupertät und leicht reizbar war, drehte ich den Spieß einfach um und fragte meine Freunde in der Gegenwart ihrer Eltern nach ihren Noten (obwohl ich diese natürlich bereits wußte), um dann meine Noten zu verkünden. Klar, heute weiß ich, dass das nicht die feine englische Art war und ich bin auch alles andere als stolz darauf, aber ich war 12, ich war zum ersten Mal in meinem Leben gut in etwas und ich hatte mit dem "Sag mir deine Noten"-Spielchen ja nicht angefangen.
Das zweite Halbjahr der 5. Klasse und das erste Halbjahr der 6. Klasse liefen also ziemlich gut für mich, doch dann begannen die Diskussionen: Hauptschule, Realschule oder Gymnasium. Diese Klassifizierung und die Aussicht, dass unser Klassenverbund gnadenlos gesprengt wird und wir alle auf drei verschiedene Schulformen in drei verschiedenen Ortschaften (so ist das auf dem Land) aufgeteilt werden, gefiel mir nicht und ich sank notentechnisch wieder etwas ab. So schrammte ich knapp an der Gymnasialempfehlung vorbei und kam auf die Realschule. Das erwies sich als Glücksfall für mich, denn die Realschule war im selben Ort und im selben Gebäude wie die Orientierungsstufe und es veränderte sich nicht ganz soviel, was perfekt für mich war. Meine Noten wurden wieder ziemlich gut und so beschloss die Allgemeinheit, dass ich nach der 10. Klasse aufs Gymnasium gehen sollte. So wirklich meine Idee war das nicht, aber meine Lehrer, meine Eltern, der Hausmeister, die Putzfrauen, der Brötchenlieferant, der Busfahrer und die Schülerlotsen hielten dies für selbstverständlich. So kam es dann auch und das Kind, dass sich in der Grundschule noch von seinen Klassenkameraden hatte die Schuhe zubinden lassen, machte sein Abitur mit einem Durchschnitt von 2, geht euch nix an. Es ist zwar ein bißchen spitzfindig dies zu erwähnen und ich bitte um Verzeihung dafür, aber meine Freunde, auf die ich in den ersten Jahren meiner unerwartet langen Schulkarriere angewiesen war, um meine Schuhe gebunden zu bekommen und die Uhrzeit zu erfahren, machten allesamt (nur) den Hauptschulabschluss. Na ja, während der drei Jahre auf dem Gymnasium entdeckte ich meine Liebe zur Germanistik und zur Geschichte und nahm mein Studium in eben jenen Fächern auf.
Ja, so war das. Ganz nebenbei habe ich auch noch zwei - bis dreimal die Welt gerettet, ein Mittel gegen Akne entwickelt und den Pilotenschein gemacht, aber davon erzähle ich ein anderes mal.
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Dienstag, 19. September 2006
Das Internet und Ich (Teil 1)
mih2, 19:19h
Jeder fleissige Internetbenutzer hat, so denke ich mir mal, seinen ganz eigenen Eindruck vom Cyberspace, hat seine Lieblingsseiten und verschiedene Aktivitäten, denen er im Internet gerne nachgeht, wie z.B. chatten, spielen oder anzügliche Fotos am Arbeitsplatz herumschicken. Man könnte sich jedoch auch fragen, welchen Eindruck umgekehrt das Internet von einem hat, welche Spuren man im WorldWideWeb hinterlässt.
Ich gewinne langsam den Eindruck, das Internet hält mich für ... na ja, nennen wir es mal, seltsamen Interessen zugeneigt. Vor einigen Jahren musste ich für eine Seminararbeit an der Uni ein literarisches Werk namens "Venus im Pelz" interpretieren. Auf den Autor dieses Buches, Leopold Sacher-Masoch, geht der Begriff Masochismus zurück, was schon andeutet, welches Thema "Venus im Pelz" beleuchtet. Allerdings handelt es sich bei diesem Buch nicht um einen Schundroman, sondern um hochwertige Literatur, was das Internetunternehmen Amazon.de, bei dem ich das Buch bestellt habe, offenbar nicht erkannt hat, denn seit meiner Bestellung des Buches beschmeißt mich Amazon mit Buchempfehlungen, in denen mir ziemlich zweifelhafte Werke, in denen Ketten, Peitschen und Lederstiefel eine nicht unbedeutende Rolle spielen, angepriesen werden. Wirklich sehr schmeichelhaft! Das ich auch Werke von Goethe und Kafka bei Amazon bestellt habe, scheint meinen Ruf dort nicht sehr aufzupolieren, sondern führt nur dazu, dass sich deutsche Klassiker wie "Faust" und "Die Verwandlung" plötzlich zwischen Titeln wie "Devot. SM-Kurzgeschichten" wiederfinden. Hört noch jemand gerade zwei tote Literaten in ihren Gräbern rotieren?
Ich gewinne langsam den Eindruck, das Internet hält mich für ... na ja, nennen wir es mal, seltsamen Interessen zugeneigt. Vor einigen Jahren musste ich für eine Seminararbeit an der Uni ein literarisches Werk namens "Venus im Pelz" interpretieren. Auf den Autor dieses Buches, Leopold Sacher-Masoch, geht der Begriff Masochismus zurück, was schon andeutet, welches Thema "Venus im Pelz" beleuchtet. Allerdings handelt es sich bei diesem Buch nicht um einen Schundroman, sondern um hochwertige Literatur, was das Internetunternehmen Amazon.de, bei dem ich das Buch bestellt habe, offenbar nicht erkannt hat, denn seit meiner Bestellung des Buches beschmeißt mich Amazon mit Buchempfehlungen, in denen mir ziemlich zweifelhafte Werke, in denen Ketten, Peitschen und Lederstiefel eine nicht unbedeutende Rolle spielen, angepriesen werden. Wirklich sehr schmeichelhaft! Das ich auch Werke von Goethe und Kafka bei Amazon bestellt habe, scheint meinen Ruf dort nicht sehr aufzupolieren, sondern führt nur dazu, dass sich deutsche Klassiker wie "Faust" und "Die Verwandlung" plötzlich zwischen Titeln wie "Devot. SM-Kurzgeschichten" wiederfinden. Hört noch jemand gerade zwei tote Literaten in ihren Gräbern rotieren?
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Samstag, 16. September 2006
Der ganz normale Werbewahnsinn (Teil 3)
mih2, 15:59h
Fussball ist ein Sport, bei dem 22 Männer oder Frauen, aufgeteilt in zwei Mannschaften, einem Ball hinterherjagen und Kommentatoren dies im Fernsehen oder Radio informativ mit Ton untermalen. Zumindest war es ursprünglich so gedacht. Mittlerweile kann man jedoch den Eindruck gewinnen, dass Fussballspieler und Kommentatoren in erster Linie Darsteller in einer gigantischen Werbesendung sind, vielleicht sogar ohne es zu wissen.
Wie ich darauf komme, fragt ihr, die Antwort fürchtend? Nun, vor einigen Tagen habe ich mir ein Fussballspiel angesehen, das zwischen unserer geschätzten Hauptstadt Berlin und einem dänischen Verein stattfand, den man nicht wirklich kennen muss, es sei denn, man plant eine Teilnahme bei "Wer wird Millionär" und will auf alles vorbereitet sein, da man keinen sportkundigen Telefonjoker in petto hat. Dabei handelte es sich immerhin um ein UEFA-Cup-Spiel, das also rein sportlich betrachtet nicht ganz unwichtig war. Früher haben Fussballkommentatoren in solch einem Spiel nur Torschreie ausgestoßen und über die Existenz oder Nicht-Existenz von Fouls und Abseitspositionen siniert, aber heute machen sie ... Werbung.
Den Sender Ferrate, äh verrate ich jetzt nicht, aber es ging mir schon ziemlich auf den imaginären Keks, wie der Kommentator dieses Spiels dauernd die Hotelgutscheine angepriesen hat, die der Sender zu Werbezwecken (angeblich) verschenkt. Jede mögliche Spielsituation und jeder mögliche Spieler musste dabei als Werbeträger erhalten. Beispiel: der türkische Nationalspieler Yıldıray Baştürk ist am Ball und der Kommentator weist sofort darauf hin, dass jeder Zuschauer, der auch gerne mal in die Türkei reisen möchte, doch schnell anrufen und sich den Hotelgutschein sichern soll. War das nicht schon immer der Traum eines jedes Fussballsprofis, ein wandelndes Aushängeschild für eine Reise in sein Geburtsland zu sein? Tore schießen kann ja jeder, aber Hotelgutscheine an den Mann zu bringen, das ist eine Kunst, für die sich das Millionengehalt eines Fussballprofis wirklich lohnt.
Bewundernswert ist natürlich auch die Leistung des Kommentators, der jede Spielsituation für einen Werbespruch nutzt. Geradezu brilliant und absolut inspirierend. Ich versuche mal, ob ich das auch so toll hinbekomme:
"Oh, das war ein brutales Foul. Wenn Sie, liebe Zuschauer, auch mal Brutalität auf hohem Niveau erleben möchten, dann rufen Sie uns an und sichern sich einen Hotelgutschein für einen Urlaub im Irak. Einfach anrufen genügt. Der Schiedsrichter gibt für dieses Foul völlig zu Recht die rote Karte, wenn Sie sich, liebe Zuschauer, von der Sonne auch mal so richtig schön rot bruzeln lassen wollen, dann rufen Sie uns an und sichern sich einen Hotelgutschein für einen Urlaub in der Südsee!"
Wie ich darauf komme, fragt ihr, die Antwort fürchtend? Nun, vor einigen Tagen habe ich mir ein Fussballspiel angesehen, das zwischen unserer geschätzten Hauptstadt Berlin und einem dänischen Verein stattfand, den man nicht wirklich kennen muss, es sei denn, man plant eine Teilnahme bei "Wer wird Millionär" und will auf alles vorbereitet sein, da man keinen sportkundigen Telefonjoker in petto hat. Dabei handelte es sich immerhin um ein UEFA-Cup-Spiel, das also rein sportlich betrachtet nicht ganz unwichtig war. Früher haben Fussballkommentatoren in solch einem Spiel nur Torschreie ausgestoßen und über die Existenz oder Nicht-Existenz von Fouls und Abseitspositionen siniert, aber heute machen sie ... Werbung.
Den Sender Ferrate, äh verrate ich jetzt nicht, aber es ging mir schon ziemlich auf den imaginären Keks, wie der Kommentator dieses Spiels dauernd die Hotelgutscheine angepriesen hat, die der Sender zu Werbezwecken (angeblich) verschenkt. Jede mögliche Spielsituation und jeder mögliche Spieler musste dabei als Werbeträger erhalten. Beispiel: der türkische Nationalspieler Yıldıray Baştürk ist am Ball und der Kommentator weist sofort darauf hin, dass jeder Zuschauer, der auch gerne mal in die Türkei reisen möchte, doch schnell anrufen und sich den Hotelgutschein sichern soll. War das nicht schon immer der Traum eines jedes Fussballsprofis, ein wandelndes Aushängeschild für eine Reise in sein Geburtsland zu sein? Tore schießen kann ja jeder, aber Hotelgutscheine an den Mann zu bringen, das ist eine Kunst, für die sich das Millionengehalt eines Fussballprofis wirklich lohnt.
Bewundernswert ist natürlich auch die Leistung des Kommentators, der jede Spielsituation für einen Werbespruch nutzt. Geradezu brilliant und absolut inspirierend. Ich versuche mal, ob ich das auch so toll hinbekomme:
"Oh, das war ein brutales Foul. Wenn Sie, liebe Zuschauer, auch mal Brutalität auf hohem Niveau erleben möchten, dann rufen Sie uns an und sichern sich einen Hotelgutschein für einen Urlaub im Irak. Einfach anrufen genügt. Der Schiedsrichter gibt für dieses Foul völlig zu Recht die rote Karte, wenn Sie sich, liebe Zuschauer, von der Sonne auch mal so richtig schön rot bruzeln lassen wollen, dann rufen Sie uns an und sichern sich einen Hotelgutschein für einen Urlaub in der Südsee!"
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