Donnerstag, 3. August 2006
Ein Korb voller (ekliger) Erinnerungen
In meinem Zimmer, von meiner Familie liebevoll "Der Saustall" genannt (wen meinen die mit "Sau"?), befindet sich ein Korb voller Zeitschriften, die ich früher mal abonniert hatte. An sich ist das nichts besonderes, nur habe ich diesen Korb jahrelang mit konsequenter Nichtachtung gestraft und von einer Ecke in die nächste geschoben, bis der ungewöhnliche Tag kam, an dem ich den Korb plötzlich für andere Zwecke benötigte. Niemand hat erwartet, dass dieser Tag einmal kommen würde, ich nicht, der Korb nicht und die darin ansässige Kakerlakenfamilie schon gar nicht.

Wie dem auch sei, hatte ich es eilig und habe den Korb einfach ausgekippt. Nachdem sich die Staubwolke verzogen hatte (Gott, ich hoffe es war nur Staub!) stieß ich zwischen den ganzen alten Zeitschriften auf unerwartete Schätze aus der Vergangenheit.

In den 1970er Jahren, als meine Eltern gerade feststellten, dass sie sich irgendwie ganz nett finden, kamen die sogenannten Sponti-Sprüche auf, die subversiv, provokativ, aufklärerisch und respektlos sein sollten. In den 1980er Jahren waren diese Sprüche ein Hit und im Jahr 1983, dem Jahr meiner Geburt, entstand ein Büchlein mit dem Titel "Sponti-Sprüche No. 3". 23 Jahre später schüttete ich meinen alten Korb aus und fand zu meiner Überraschung eben dieses Büchlein, das irgendwann zwischen 1983 und 2006 in meinen Besitz gelangt sein muss. Aus diesem Büchlein lerne ich jetzt so Weisheiten wie "Bullen sind wie Schnittlauch: Außen grün, innen hohl, und sie treten meistens gebündelt auf." Mein Vater ist übrigens Polizist.

Weiter gehts mit der Schatzsuche: plötzlich entdeckte ich ein 50 Pfennig Stück. Die jüngeren werden sich erinnern, dass wir vor der Einführung des Euro die Währung DM hatten. Ich muss gestehen, dass mich Nostalgie überkam, denn ich hatte seit Ewigkeiten kein 50 Pfennig Stück mehr gesehen. Gleich darauf wurde ich allerdings angesichts meiner chronischen Geldknappheit sehr ärgerlich darüber, dass ich diese 50 Pfennig damals nicht umgetauscht habe, denn jetzt ist es dafür wohl zu spät.

Als nächstes erblickte ich den Deckel einer Colaflasche und konnte mich davon überzeugen, dass sich die Deckel der Colaflaschen in den letzten ca. 10 Jahren nicht großartig verändert haben. Schön, wenn es noch Konstanz im Leben gibt.

Schließlich entdeckte ich unter den Schätzen das Zeugnis eines dunklen Kapitels meiner Jugend: ein kleines Plastikdöschen mit Gummi-Ringen für die Zahnspange. Ja, ich erinnere mich an dieses metallene Foltergerät, dass man mir damals verpasst hatte, um etwas zu retten, was nicht zu retten war. Wie sind diese Gummi-Ringe in den Korb gelangt? Hätten sie nicht eigentlich irgendwann in meinem Mund landen sollen?

Die weiteren Entdeckungen lassen sich unter dem Oberbegriff "Müll" zusammenfassen, u.a. eine ca. 10 Jahre alte Erdnuss, die man heute als Wurfgeschoss benutzen kann.

Interessant..., aber immer noch kein Grund, mein Zimmer als "Saustall" zu bezeichnen!

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Nein, deiner Beschreibung nach entspricht das Zimmer eher einem Abenteuerspielplatz für passionierte Hobbyarchäologen!;)

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Impressionen einer Putzfrau
Wir, die wir dein Zimmer aus eigener Anschauung kennen und auch schon in selbstloser Manier gewisse Geräte von allzu ekligem DRECK gereinigt haben, können die Einschätzung deiner Familie nur bestätigen. Allerdings müssen wir zugestehen, dass dein Chambre einen gewissen ordinären Charme versprüht, der auf UNS schon immer gewirkt hat ;-)

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